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Das innere Bremspedal!

Widerstand und Prokrastination verstehen und überwinden

Kennen Sie das?

 

Die Deadline rückt näher, der Berg an Aufgaben wächst, und Sie sitzen da – mit einem perfekt organisierten Schreibtisch, einer frischen Tasse Kaffee, aber Ihre Hände tippen die fünfte unnötige E-Mail oder scrollen durch soziale Medien. Sie wissen, was zu tun ist, aber eine unsichtbare Kraft hält Sie zurück.

 

Dieses Phänomen nennen wir Prokrastination oder umgangssprachlich „Aufschieberitis“. Und der Kern dieses Problems ist nicht Faulheit, sondern innerer Widerstand.

 

Die gute Nachricht: Prokrastination ist keine Charakterschwäche, sondern ein dysfunktionales Bewältigungsverhalten, das Sie aktiv umlernen können. Es ist eine erlernte Strategie Ihres Gehirns, unangenehme Gefühle kurzfristig zu vermeiden.

 

Als Ihr diplomierter Mentaltrainer ist mein Ansatz klar: Wir behandeln nicht das Symptom (das Aufschieben), sondern die Wurzel (den emotionalen Widerstand). In diesem Blogbeitrag tauchen wir in die Psychologie des Aufschiebens ein und ich zeige Ihnen pragmatische, sofort umsetzbare Schritte, um dieses innere Bremspedal zu lösen und Ihre Persönlichkeitsentwicklung und Resilienz zu stärken.


1. Die wahren Ursachen: Warum wir (wirklich) schieben

Lassen Sie uns mit dem Mythos aufräumen: Prokrastination hat selten etwas mit schlechtem Zeitmanagement zu tun. Wenn Sie erfolgreich in Ihrem Job, Network Marketing Team oder Verein sind, können Sie Zeit managen. Das Problem liegt tiefer.

 

Die Forschung ist sich weitgehend einig: Prokrastination ist primär eine Störung der Emotionsregulation.

Ursache A: Emotionsregulation (Die Angst vor dem Gefühl)

Wir schieben Aufgaben auf, weil die Gedanken an sie negative Emotionen auslösen. Diese Emotionen können sein:

  • Angst vor Misserfolg (Perfektionismus): Die Angst, dass das Ergebnis nicht gut genug sein wird, führt zur Vermeidung des Starts.
  • Langeweile/Frustration: Die Aufgabe wird als monoton oder zu schwierig empfunden.
  • Überforderung/Unklarheit: Die Aufgabe ist zu groß oder das Ziel ist zu vage.
  • Angst vor Erfolg: Ja, auch die Furcht vor den Konsequenzen des Erfolgs (neue Verantwortung, höhere Erwartungen) kann blockieren.

Ihr Gehirn strebt nach kurzfristiger Stimmungsverbesserung (engl.: short-term mood repair). Die Ablenkung (Scrollen, Putzen, E-Mails) verschafft Ihnen sofort eine kleine Dosis Dopamin und verdrängt die negativen Gefühle, die mit der eigentlichen Aufgabe verbunden sind.

 

Studie zur emotionalen Grundlage der Prokrastination:

Forschung von Pychyl und Sirois belegt, dass Prokrastination als Emotionsregulationsstrategie fungiert, um negative Stimmungen zu vermeiden.

  • Wissenschaftliche Arbeit, die den Zusammenhang zwischen akademischer Prokrastination und Defiziten in der Selbstregulation und Emotionsregulation beleuchtet.
  • Link zur Studie

Dies liefert die wissenschaftliche Grundlage: Wir prokrastinieren, um uns besser zu fühlen – ein kurzsichtiger Mechanismus, der langfristig unsere Resilienz untergräbt.

Ursache B: Temporale Abzinsung (Temporal Discounting)

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Temporale Abzinsung (Temporal Discounting). Wir bewerten Belohnungen, die in der Zukunft liegen, als weniger wertvoll als sofortige Belohnungen.

  • Der Tausch: Ihr Gehirn tauscht die große, aber ferne Belohnung (erfolgreicher Projektabschluss, Prüfung bestanden) gegen die kleine, sofortige Belohnung (ein lustiges Video, die Entspannung des Aufschiebens).
  • Das Gefühl zählt: Die Mühe der Aufgabe ist jetzt spürbar, der Erfolg oder die Erleichterung erst später. Prokrastination ist der Sieg des impulsiven, kurzfristig orientierten Gehirnteils über den rationalen, zukunftsorientierten Teil.

Studie zur Abzinsung von Belohnungen:

Forschung belegt den Zusammenhang zwischen dem Grad der Abzinsung zukünftiger Belohnungen (temporal discounting) und der tatsächlichen Prokrastination im Alltag.

  • Studie, die den Zusammenhang zwischen der Abzinsung zukünftiger Belohnungen und dem Ausmaß der Prokrastination untersucht.
  • Link zur Studie

Dieses Wissen hilft, die Resilienz zu stärken, indem wir lernen, den Wert von zukünftigen Erfolgen für unser Gehirn zu erhöhen.


2. Pragmatische Schritte gegen das Schieben: Von der Theorie zur Tat

Da wir nun wissen, dass Prokrastination ein emotionales Problem ist, brauchen wir emotionale und psychologisch fundierte Lösungen. Hier sind Ihre Mentaltraining-Tools für den sofortigen Einsatz:

Werkzeug 1: Die 5-Minuten-Regel (Den Start entdramatisieren)

Der größte Widerstand liegt im Anfangen. Das liegt daran, dass der Übergang von der angenehmen Ablenkung zur anstrengenden Aufgabe die stärksten negativen Emotionen auslöst.

  • Die Anwendung: Nehmen Sie sich vor, nur 5 Minuten an der Aufgabe zu arbeiten. NICHT LÄNGER. Sagen Sie Ihrem Gehirn: „Ich muss nur 5 Minuten an diesem Bericht arbeiten, dann darf ich wieder aufhören.“
  • Die Psychologie dahinter: Nach diesen 5 Minuten wird das Phänomen der Zielbindung (Goal-Commitment) aktiv. Das Anstoßen der Aufgabe hat die mentale Barriere durchbrochen, und oft fühlt es sich leichter an, weiterzumachen, als wieder aufzuhören. Sie haben den Startschmerz überwunden.

Werkzeug 2: Task-Dissektion (Die Angst vor dem Berg auflösen)

Große, vage Aufgaben wie „Jahresbericht schreiben“ oder „neue Kunden gewinnen“ sind Angstauslöser. Sie sind emotional überwältigend.

  • Die Anwendung: Zerlegen Sie die Hauptaufgabe in Baby-Schritte, die maximal 30 Minuten dauern und mit einem klaren Verb beginnen:
    • Statt: „Jahresbericht schreiben.“
    • Machen Sie:
      • 1. Definiere Gliederungspunkte (30 Min.).
      • 2. Sammle die Verkaufszahlen Q1-Q4 (20 Min.).
      • 3. Schreibe die Einleitung (30 Min.).
  • Die Psychologie dahinter: Die Klarheit des Startschusses (ein klares Verb) reduziert die kognitive Belastung und damit die Angst. Jeder erledigte Mikroschritt liefert eine kleine, sofortige Belohnung (Dopamin), die die Temporale Abzinsung überwindet.

Werkzeug 3: Akzeptanz und Achtsamkeit (Umgang mit negativen Gefühlen)

Der klassische Prokrastinator bekämpft die negativen Gefühle. Das ist der Fehler. Die Vermeidung verstärkt die Angst. Resilienz bedeutet, unangenehme Gefühle auszuhalten.

  • Die Anwendung: Wenn Sie den Impuls zum Aufschieben spüren, halten Sie inne. Benennen Sie die Emotion: „Ich fühle gerade Angst vor der Kritik“, oder „Ich fühle Langeweile.“
  • Der mentale Satz: Sagen Sie sich: „Ich kann die Angst/Langeweile fühlen und trotzdem handeln.“ (Ganz im Sinne der Akzeptanz- und Commitment-Therapie).
  • Die Psychologie dahinter: Sie lernen, dass die Emotion NICHT die Realität ist. Sie trennen das Gefühl (Angst) von der Handlung (Aufschieben). Sie regulieren Ihre Emotion nicht durch Vermeidung, sondern durch Akzeptanz.

Werkzeug 4: Commitment und öffentliches Versprechen (Sozialer Druck als Antrieb)

Nutzen Sie den menschlichen Drang zur Konsistenz und den positiven sozialen Druck.

  • Die Anwendung: Geben Sie einem Kollegen, einem Freund oder Ihrem Team explizit und öffentlich bekannt, welche kleine Task Sie bis wann erledigen werden. Zum Beispiel: „Ich werde die Gliederung des Berichts bis heute 14:00 Uhr fertigstellen und sie dir schicken.“
  • Die Psychologie dahinter: Der Wunsch, im eigenen sozialen Umfeld als verlässlich wahrgenommen zu werden, wird zu einem externen Motivator, der stärker ist als der innere Widerstand. Sie stärken Ihr Selbstwirksamkeitsgefühl bei jedem eingehaltenen Commitment.

3. Die Resilienz-Lektion: Der Schmerz des Tuns ist kürzer als der Schmerz des Schiebens

Prokrastination führt zu einer negativen Spirale: Das Aufschieben verursacht Stress, Schuldgefühle und geringere Leistung, was wiederum die negativen Emotionen verstärkt, die uns erneut zum Aufschieben verleiten.

  • Der Weg zu echter Persönlichkeitsentwicklung liegt darin, diese Spirale zu durchbrechen.
  • Das wichtigste mentale Gesetz, das Sie verinnerlichen müssen, ist:
    • Der Schmerz des Anfangens ist intensiv, aber kurzlebig.
    • Der Schmerz der Prokrastination (Schuld, Stress, Zeitdruck) ist diffus und langwierig.

Mentaltraining gibt Ihnen die Fähigkeit, diesen kurzen, intensiven Schmerz des Anfangens als Investition zu sehen. Jedes Mal, wenn Sie trotz des Widerstands handeln, stärken Sie Ihre volitionale Stärke – die Fähigkeit, einen einmal gefassten Plan trotz innerer Ablenkung umzusetzen. Dies ist die wahre Definition von Resilienz im Alltag.

 

Indem Sie diese pragmatischen Schritte anwenden, trainieren Sie Ihr Gehirn, Emotionen nicht durch Vermeidung, sondern durch zielgerichtetes Handeln zu regulieren.


Bereit, Ihr inneres Bremspedal zu lösen?

Prokrastination ist heilbar. Sie erfordert keine Willenskraft-Schlacht, sondern ein Smart-Set an mentalen Strategien.

 

In meinen Vorträgen, Seminaren und Online-Kursen zeige ich Ihnen und Ihrem Team, wie Sie diese mentalen Werkzeuge sofort in Ihre Routine integrieren, um nachhaltig mehr Fokus, Resilienz und Erfolg zu erzielen.

 

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